Wandel erfordert Struktur

Mein letzter Beitrag ist 2 Jahre alt. Ich wollte regelmäßig an der Zukunftsfähigkeit von Schenken & Genießen arbeiten und darüber bloggen. Mein Aktionismus gepaart mit dem Alltag haben mir jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zwar habe ich viel für Schenken & Genießen gearbeitet – selbst im hochschwangeren Zustand habe ich im Verkauf ausgeholfen, da wir zu wenig Personal hatten. Jedoch frage ich mich rückblickend: Ist meine Energie in die richtigen Tätigkeiten geflossen? Was habe ich die letzten beiden Jahre getan, um den Wandel aktiv zu gestalten? Was davon ist geblieben? Immerhin habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Erfolgreicher Wandel erfordert Struktur. Veränderungen müssen durch entsprechende Maßnahmen begleitet werden. Kotters 8 Erfolgsfaktoren für Veränderungsprozesse werden mir zukünftig helfen, den Wandel erfolgreich zu gestalten. Was genau dahinter steckt, ist Inhalt dieses Blogbeitrags.

Wandel ohne Struktur verpufft und verschwendet Ressourcen

Wer kennt es nicht? Zu Beginn einer neuen Aufgabe steckt man voller Tatendrang. Im Kopf schwirren unzählige Ideen und man kann es kaum erwarten, loszulegen. Kurz darauf ist man jedoch wieder im Tagesgeschäft gefangen. Die anfängliche Euphorie schlägt um in ein Gefühl der Hilflosigkeit oder Überforderung. Wie soll man all das neben den anderen Aufgaben schaffen?

Ein Blick in die Literatur zeigt: Das ist kein seltenes Phänomen. Studien zufolge scheitert mehr als die Hälfte aller Veränderungsprojekte.

Wir hatten im letzten Jahr beispielsweise das Sortiment umgestellt, ausgemistet und den Onlineshop auf eine neue Plattform gestellt. Nach einem Jahr blicken wir zurück. Wir erkennen keine klare Linie im Sortiment, der Laden ist vollgestopft und der Onlineshop ist verwaist. Was haben wir falsch gemacht? Im Rückblick ist mir klar: Es fehlte die Struktur.

Struktur als Basis für erfolgreiche Veränderung

Von meinem ersten Chef habe ich eigentlich gelernt, Aufgaben zu strukturieren und Veränderungsprozesse mit entsprechenden Maßnahmen zu begleiten. Wenn ich privat in Aktionismus verfalle, sagt mein Mann stets:

„Proper Preparation Prevents Poor Performance“

James Baker, ehemaliger Außenminister der vereinigten Staaten

Das nehme ich mir nun zu Herzen. Aus Fehlern lernt man schließlich. Ich werde eine Struktur für den Wandel definieren und dieser folgen. Dafür muss ich das Rad nicht neu erfinden. Stattdessen verwende ich passende Management-Werkzeugen aus der Unternehmenspraxis und passe sie für meinen Zweck an.

Ich krame in meiner Berater-Werkzeugkiste und entdecke „Change Management„. Sie werden hierzu zahlreiche Definitionen finden. Meine vereinfachte Erklärung lautet: Change Management (zu deutsch: Veränderungsmanagement) umfasst gezielte Maßnahmen eines Unternehmens, um Veränderungen erfolgreich zu gestalten. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Ich selbst habe in meiner beruflichen Vergangenheit insbesondere mit Kotters 8 Erfolgsfaktoren für Veränderungen gearbeitet. Eine Alternative ist das 3-Phasen Modell von Lewin. StEinWand soll pragmatisch sein und auf die Umsetzung fokussieren. Daher bleibe ich einfach bei Kotters Modell und wähle es als Grundlage für meine Struktur.

Kotters Erkenntnisse werden seit den 90ern in Unternehmen eingesetzt. Es würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, die Theorie im Detail zu behandeln. Allen Interessierten empfehle ich daher die Lektüre „Das Pinguinprinzip“ von John Kotter und Holger Rathgeber. Verpackt in einer kurzweiligen Geschichte stellen die Autoren Veränderungsstrategien vor.

Oftmals wird auch von 8 Stufen gesprochen, die nacheinander durchlaufen werden. Ich persönlich finde die Beschreibung unpassend, da z.B. regelmäßig kommuniziert werden sollte. Auch die Befähigung von Mitarbeitern ist je nach Veränderungsmaßnahme wiederholt erforderlich. Daher bleibe ich beim Begriff der „Erfolgsfaktoren“ und stelle sie im Folgenden kurz vor.

Die 8 Erfolgsfaktoren beschreiben allgemein Handlungsfelder, damit der Veränderungsprozess im Ganzen erfolgreich ist – unabhängig von einzelnen Aktivitäten.

8 Erfolgsfaktoren für strukturierte Veränderungen nach Kotter

ErfolgsfaktorBeschreibung
#1: Ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugenEs braucht ein gemeinsames Verständnis für Veränderungsbedarfe. Hierzu kann man folgende Frage stellen: Was würde passieren, wenn keine Veränderung stattfindet? Somit können auch negative Gefühle genutzt werden, um ein Dringlichkeitsgefühl zu erzeugen.
#2: Führungskoalition aufbauenUm Veränderungen durchzuführen, sollen verschiedene Mitarbeiter aus der Führungsebene oder mit entsprechendem Einfluss Teil des „Veränderungsteams“ werden. Im Kontext kleiner stationärer Geschäfte mit keinen oder wenigen Mitarbeitern kann auch ausschließlich die Inhaberin und eventuell eine Mitarbeiterin Teil des Teams sein.
#3: Vision und Strategie entwickelnWichtig ist, das langfristige Ziel (die Vision) sowie den Weg dort hin (die Strategie) aufzuzeigen. Die Vision geht dabei über ein kurzfristiges Umsatzziel (z.B. Steigerung des Umsatzes um 10% bis Jahresende) hinaus und gilt in der Regel mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Die Strategie wiederum kann auf verschiedene Zeiträume heruntergebrochen werden (z.B. 1 Jahr und 5 Jahre) und umfasst verschiedene Maßnahmen.
#4: Kommunikation der VeränderungVeränderung gelingt nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und wissen, worauf man gemeinsam hinarbeitet. Daher sollten die ausgearbeiteten Visionen und Strategien kommuniziert und verständlich erklärt werden. Eingängige Bilder helfen bei der Kommunikation.
#5: Hindernisse beseitigenDieser Punkt wird teils auch „Mitarbeiter befähigen“ genannt. Diese Formulierung hat für mich allerdings eine negative Note. Zudem werden dabei nicht alle Aspekte, die ein Hindernis darstellen können, beleuchtet. Hürden im Veränderungsprozess können z.B. organisatorischen Ursprungs (ineffiziente Prozesse) oder technischer Natur (z.B. alte Softwaresysteme) sein.
#6: Schnelle Erfolge erzielenHierbei geht es darum, Zwischenziele zu formulieren und ihre Erreichung zu kommunizieren. Natürlich sollten sie auf die langfristige Vision einzahlen. Schließlich geht es darum, Mitarbeiter zu motivieren.
#7: Den Wandel vorantreibenDies bedeutet, Maßnahmen nicht zu früh als „erledigt“ abzutun. Stattdessen gilt es, weiterhin wachsam zu sein und „dran“ zu bleiben. Kurzfristige Umsatzsteigerungen könnten beispielsweise dazu führen, dass Veränderungsmaßnahmen eingestellt werden. Jedoch könnten diese Erfolge auch nur zufällig aufgrund äußerer Einflüsse erzielt worden sein.
#8: Veränderung verankernZiel ist es, dass Veränderungen in die Unternehmenskultur bzw. den Alltag übergehen. Weil sie schnell verpuffen können, soll immer wieder eine Verbindung zwischen Maßnahmen und Erfolgen hergestellt werden.

8 Erfolgsfaktoren im Kontext von StEinWand

In den nächsten Posts werde ich die 8 Punkte weiter bearbeiten und mit Beispielen unterlegen. Damit dies gelingt, erstelle ich einen groben Plan.

ErfolgsfaktorAnwendung im Kontext Schenken & Genießen
#1: Ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugenDas wichtigste ist, dass sich Inhaberin und Mitarbeiter mit dem Dringlichkeitsgefühl identifizieren können. Bei einem kleinen, inhabergeführten Einzelhandel können auch persönliche, z.T. subjektive Schmerzpunkte einfließen. Gleichzeitig möchte ich auch faktenbasierte Punkte einbringen, um losgelöst von Bauchgefühlen objektive Argumente für den Veränderungsbedarf anführen zu können.
Daher werde ich für Schenken & Genießen zweigleisig fahren: Einerseits werde ein Interview mit der Inhaberin zu persönlichen Beweggründen für die Veränderung sprechen. Andererseits werde ich vorhandene Daten wie Umsatzzahlen analysieren.
#2: Führungs-koalition aufbauenAm wichtigsten ist es sicherlich, dass meine Mutter und ich ein gutes Kernteam bilden. Da aktuell nur 2 Mitarbeiterinnen auf Minijob-Basis beschäftigt sind,
#3: Vision und Strategie entwickelnDen Unternehmens-Purpose erarbeiten
Unternehmensziele definieren
Strategien mithilfe einer SWOT-Analyse erarbeiten
#4: Kommunikation der VeränderungAls Rahmen für die Kommunikation führen wir vierteljährige Teamsitzungen ein. Sobald Vision und Ziele definiert sind, werden sie dort kommuniziert.
#5: Hindernisse beseitigenHier möchte ich gerne proaktiv entgegenwirken und Barrieren abbauen, bevor ich später darüber stolpere. Daher werde ich mich diesem Punkt gesondert im Rahmen eines Brainstormings widmen und entsprechende Handlungspunkte frühzeitig angehen. Einen Punkt werde ich definitiv angehen: Eine Kurzschulung und ein „Geschäftshandy“ für Social Media-Aktivitäten. Auch das Thema „Fehlende Zeit für Veränderungen“ werde ich bearbeiten.
#6: Schnelle Erfolge erzielenSobald ich Punkt #3 bearbeitet habe, werde ich Zwischenziele ableiten. Daran anknüpfend sollen die Zwischenziele fester Bestandteil der Teamsitzungen werden.
#7: Den Wandel vorantreibenEntsprechende Aktivitäten zur Verankerung von Veränderungen werde ich im Rahmen einzelner Veränderungsmaßnahmen definieren. Darüber hinaus werde ich regelmäßige Termine
mit der Inhaberin Zielabgleich festlegen (1 Mal pro Monat)
#8:Veränderung verankernSiehe Punkt 7 – wird im Rahmen einzelner Maßnahmen behandelt
8 Erfolgsfaktoren für Veränderungen bei Schenken & Genießen

Fazit

Erfolgreicher Wandel benötigt Struktur. Statt direkt die Ärmel hochzukrempeln und Dinge zu verändern, sollte der Veränderungsprozess mit passenden Change-Management-Werkzeugen (z.B. einer Vision) unterstützt werden. Im Rahmen von StEinWand nutzen wir dafür Kotters 8 Erfolgsfaktoren. Zum einen werden wir sie im Vorfeld der Veränderungen berücksichtigen. Zum anderen werden wir sie im Zuge des Wandels integrieren.

Als erstes werden wir uns mit den Erfolgsfaktoren #1 und #3 beschäftigen: Wir werden ein „Gefühl der Dringlichkeit“ erzeugen und eine „Vision und Strategie“ erarbeiten. Da Schenken & Genießen aus einer Inhaberin und 2 Angestellten auf Minijob-Basis besteht, überspringen wir Punkt #2, den Aufbau einer „Führungskoalition“. Das Veränderungsteam besteht aus der Inhaberin und mir. Los geht’s!

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